Kaffeesatzlesen

Wenig ist so lange schon mit dem Menschen verbunden, wie das Orakel. Schon in frühester Zeit las man aus bestimmten Mustern in der Natur, ob die Götter einem wohl gesonnen waren und was sie für die Zukunft mit einem vorhatten. Dieser Drang, sich schon mal ein bisschen in das, was kommt, einzufühlen, ist bis heute lebendig geblieben. Wie es scheint, dürfte er auch ein Menschheitsklassiker bleiben. Auch heute haben Seher, Zukunftsdeuter, Propheten und ähnliche eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nie mit seiner Zukunft geliebäugelt hätte und wenn es nur das Tageshoroskop war.

Kaffeedomantie, so ist der wissenschaftliche Name der Kunst des Kaffeesatzlesens, ist eine Form unter sehr vielen, die gerne zu Rate gezogen wird, wenn es um die Deutung der Zukunft geht. Sie ist eine noch recht junge Disziplin unter den Voraussagungen. Erst zu Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie populär. Trotz ihrer wissenschaftlichen Benennung wurde sie nie ernsthaft bewiesen. Doch das hat sie wohl mit all den anderen Vorhersagemethoden gemeinsam. Vorausschauungen sind nun mal Glaubenssache. Die Deuter selbst sehen das anders. Für sie gibt es für jeden Menschen einen klar vorgezeichneten Weg. Die Hinweise müssen nur richtig verstanden werden.

Zukunftsdeutung ist hauptsächlich unter Frauen beliebt. Frauen ist es offensichtlich wichtiger heute zu wissen, was morgen passiert. Kaffeesatzlesen findet man am meisten verbreitet im Süden und Südosten von Europa. Diese Art der Vorhersage hat auch einen eher spielerischen Charakter. Die getroffenen Aussagen haben nicht den ernsthaften Ausdruck wie es bei anderen Disziplinen der Fall ist. Daher gibt es auch wenige Zukunftsdeuter, die mit diesem Medium arbeiten.

Wie wird Kaffeesatz nun gelesen?

Es gibt unzählig viele Möglichkeiten. Am gebräuchlichsten aber sind drei Methoden, die vornehmlich auf Mokkazubereitungen basieren.

Methode 1: Die Person, die in die Zukunft schauen möchte, rührt mit dem Finger den, noch nassen, Kaffeesatz um. Wenn er getrocknet ist, liest sie aus dem Muster die Symbole heraus, die ihr sagen, womit sie demnächst rechnen darf.

Methode 2: Trockene Kaffeekörnchen werden auf einen flachen, weißen Teller gegeben. Die zukunftsinteressierte Person rührt mit dem Finger solange darin herum, bis die gesamte Tellerfläche bedeckt ist. Die sich dabei bildenden Muster werden dann gedeutet.

Methode 3: Man bedeckt eine, mit feuchtem Kaffeesatz gefüllte, Mokkatasse mit dem Unterteller und dreht diese dann um. Jetzt läßt man alles trocknen. Dann werden die Muster gedeutet, die sich beim Herunterlaufen des Kaffeesatzes im inneren Tassenrand gebildet haben.

Es bleibt der Kreativität des einzelnen Deuters überlassen, welche Methode er bevorzugt.

Wie liest man was aus Kaffeesatz?

Früher, zu Zeiten als man Kaffee noch aufbrühte, wurde viel mehr Kaffeesatz gelesen. Diese schöne alte Kunst hat man im Zeitalter des Internet wieder neu aufleben lassen. Man muss nicht umbedingt mehr zuhause extra einen Kaffee trinken, sondern kann ihn virtuell genießen und bekommt die Kaffeesatz-Deutung direkt online mitgeliefert. Praktisch, aber für wahre Esoteriker ist das natürlich absoluter Stilbruch.

Um Kaffeesatz zu lesen, braucht man in erster Linie Fantasie. Für Laien ist es gar nicht so einfach, eine Ameise auszumachen. Oder ist es etwa ein Bär? Doch der kundige Wahrsager wird das problemlos bewältigen. Wie? Das bleibt wohl sein Geheimnis.

Folgende Symbole werden im Kaffeesatz erkannt und alle haben eine deutliche Aussage:

  • Die Ameise deutet an, dass eine Tat erfolgreich sein wird
  • Das Auge zeigt Neid und Eifersucht an
  • Der Ball steht für das kurze Glück oder Unglück (?)
  • Ist der Bär dem Tassengriff zugewandt, so ist tiefgründiges Nachdenken über neue Entscheidungen fällig, abgewandt geht man auf eine bedeutungsvolle Reise
  • Der Baum: eine gute Wende im Leben ist im Kommen
  • Die Biene: man lernt neue Freunde kennen und bekommt eine gute Nachricht
  • Die Birne: mit Geld ist alles klar
  • Der Brief: gute Nachrichten sind auf dem Weg
  • Das Dreieck: ist die Spitze oben, kommt ein günstiger Wechsel, unten ist er schlecht
  • Der Engel: Glück und gute Nachrichten
  • Die Eule: eine unseriöse Person tritt ins Leben, eventuell gar ein Skandal
  • Die Fische: Das Leben wird besser
  • Die Flagge: Vorsicht, Gefahr!
  • Die Frucht: die Bemühungen zahlen sich aus
  • Das Gesicht: ein Mensch, dem man viel bedeutet, kümmert sich
  • Die Glocke: eine Nachricht überrascht
  • Die Hand: Zeichen für Freundschaft und Familie
  • Das Herz: Symbol für Liebe, Vertrauen und Glaube
  • Der Hund: man hat zuverlässige Freunde und einen treuen Partner. Ist der Hund am Tassenboden, so brauchen Freunde Hilfe
  • Der Käfer: man wird vor eine schwierige Aufgabe gestellt, die Mut erfordert
  • Die Katze: eine kurze Störung durch einen Streit
  • Die Kerze: man wird von einer anderen Person in Sachen Wissen unterstützt
  • Die Kette: etwas rechtlich Verbindliches steht bevor
  • Das Kinderbett: läßt auf Nachwuchs schließen
  • Die Klaue: ein Feind lauert
  • Der Kreis: Erfolg ist angesagt. Ist in der Nähe des Kreises ein Punkt, so bekommt man Familienzuwachs. Hat der Kreis Linien in der Nähe, dann werden Anstrengungen behindert
  • Die Linien: gerade zeigen sie einfachen Fortschritt an, gewellt – behinderter Fortschritt, schräg bedeuten sie Scheitern
  • Das Messer: Vorsicht vor einem Feind
  • Der Mond: voll bedeutet er Liebe und halb eine religiöse Berufung
  • Die Ohrringe: etwas muss genauer erklärt werden
  • Das Pferd: zeigt Kraft und Selbständigkeit an
  • Das Rad: Der Lebensweg ändert sich
  • Der Ring: zeigt eine Ehe an. Ist er gebrochen, dann sind Eheprobleme angezeigt
  • Der Schlüssel: neue Möglichkeiten eröffnen sich
  • Das Schwert: man wird nicht weiter von einem bösen Menschen angegriffen
  • Die Spinne: unerwarteter Geldzuwachs
  • Der Teufel oder die Hörner: Vorsicht vor mächtigen Menschen
  • Das Tor: berufliche Chancen

Wem es also gelingt, diese Symbole aus Kaffeesatz zu schauen, dem wird sich die Zukunft auch zeigen.