Jul 1 2013
Gespenster, Spuk, und Poltergeister
Seit jeher faszinieren paranormale Erscheinungen die Menschen. Wenn die Lebenden den Toten begegnen, werden Grenzen überschritten, unheimliche Empfindungen ausgelöst und der Vorhang zur anderen Welt hebt sich für einen kurzen Moment.
Gespenstergeschichten wie beispielsweise „Das Gespenst von Canterville“ enthalten fast immer mehr als ein Körnchen Wahrheit. Denn Geister und Gespenster die für einen Moment vom Jenseits ins Diesseits hüpfen, hinterlassen starke Eindrücke bei denen, die sie sehen. Und häufig wird davon noch nach vielen Jahren berichtet. Das Gruseln, die Gänsehaut und das Erschrecken üben eine starke Faszination aus, die auch damit zu tun hat, dass das was der eine wahrnimmt noch lange nicht mit dem übereinstimmt, was der andere sieht. Gespenster sind also nicht nur besonders starke Individuen, deren Geist nach Jahrhunderten noch nachwirkt, sie sind auch in ihrer Wahrnehmung ganz besonders individuelle Wesen. Und immer öfter sind heutzutage sogenannte Geisterjäger den Gespenstern auf der Spur.
Doch nun mehr zu den Geistern und den Umständen, unter denen sie sich zeigen.
Großbritannien ist eine Insel, die geradezu legendär ist für die große Anzahl an den vielfältigsten Erscheinungen – das El Dorado der Geister sozusagen. Denn hier gibt es jede Menge alter Schlösser, Burgen und Herrenhäuser. Dazu die einsamen, nebelverhangenen Landschaften der Moore, Downs und Plains und die verwinkelten Gassen der mittelalterlichen Altstädte – fertig ist die ideale Kulisse für den Geisterauftritt.
Besonders viele davon gab es in den vergangenen Jahrhunderten in einem der bekanntesten Gebäude Englands, dem Tower of London. Um 1100 am Ufer der Themse erbaut von William dem Eroberer, diente das Gebäude mit den massiven Mauern als zeitweiliger Wohnsitz verschiedener Könige und auch immer als Festung. Für Gefangene, die hinter den dicken Mauern saßen, gab es kein Entrinnen. Viele von ihnen starben im Tower, darunter Könige, Königinnen und andere Adelige, deren Geister bis heute keine Ruhe gefunden haben. Zu den bekanntesten Gespenstern des Tower gehören Edward V. und seine Bruder, die einer Intrige zum Opfer fielen und hingerichtet wurden. Die Geister der beiden erst 13-jährigen Jungen werden manchmal noch des Nachts gesichtet, wie sie sich eng aneinander klammern. Auch Anne Boley, die ebenfalls ein tragisches Schicksal erlitten hatte und einem Verbrechen zum Opfer fiel, soll noch im Tower umhergehen. Wie Wächter berichtet haben, wandelt ihre erleuchtete Gestalt in manchen Nächten klagend durch die Gänge.
Die meisten Geister sind ortsabhängig. Sie sind an einen bestimmten Platz gebunden. Oft ist das der Ort, an dem sie zu Tode kamen – meist auf schaurig-tragische Weise. Und ebenso oft ging ihrem Tod Ungerechtigkeit und ein tragisches Schicksal voran. Die Seelen dieser Menschen haben keine Ruhe im Jenseits gefunden. Dadurch, dass sie am Ort des Unglücks verweilen und sich von Zeit zu Zeit den Lebenden zeigen, möchten sie an sich und ihr Schicksal erinnern. In der Hoffnung, dass ihnen irgendwann Gerechtigkeit und ewige Ruhe beschieden wird.
Da erklärt es sich von selbst, dass Orte, an denen immer wieder Geister und Gespenster auftauchen, häufig einen Bezug zu Schicksal, Verbrechen und Leid haben. Alte Gefängnisse, Festungen – wie der Tower of London – aber auch alte Hospitäler, Anstalten und Kinderheime beherbergen oftmals Geister. Vor allem wenn viele Menschen an einem Ort ihr Leben verloren haben, so an Schauplätzen von Schlachten und Kriegshandlungen, bleibt die Energie der Seelen erhalten. Noch heute empfinden dann Besucher ein Gefühl der Beklemmung oder kommen auf andere Art und Weise in Kontakt mit den Verstorbenen.
Zu solch einem gruseligen Ort zählt das Waverly Hills Sanatorium in Louisville, Kentucky. In dem im Jahre 1910 errichteten Gebäudekomplex wurden Tuberkulosepatienten behandelt. Die Schwindsucht, wie die Tuberkulose landläufig bezeichnet wurde, war von Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts fast immer ein Todesurteil, und so sind in Waverly Hills schätzungsweise mehr als 60.000 Menschen gestorben. Das hat Spuren hinterlassen. Seit der Schließung gibt es hier Geistererscheinungen am laufenden Band. Wer das Sanatorium besucht, hat gute Chancen Zeuge einer übersinnlichen Wahrnehmung zu werden oder gar einen echten Geist zu sehen. Besucher berichten von Kinderstimmen, Schatten, Geräuschen und Lichterscheinungen. Auf Fotos sieht man schemenhafte, durchsichtige Gestalten in historischer Kleidung.
Geister – ob die von Waverly Hills oder anderen Spukorten – zeigen sich den Lebenden auf unterschiedliche Art und Weise.Im äußersten Fall sind sie als gut erkennbare Gestalten unterwegs und nehmen Körperkontakt auf. Wie im Fal Wie im Für solch eine Begegnung muss man schon gute Nerven haben. Viel häufiger sind aber all die anderen Spuk- und Geistererscheinungen, die die verschiedenen Sinnesbereiche betreffen. Dazu gehören das berüchtigte Gefühl der Beklemmung, begleitet von plötzlicher Kälte und Frösteln – eine leichte Berührung, ein unheimlicher Hauch oder auch einfach das Gefühl einer Präsenz. Dahinter kann sich an den richtigen Orten durchaus ein Gespenst verbergen. Besonders unheimlich sind die konkreteren Wahrnehmungen wie das Huschen eines Schattens, das Hören einer Stimme, ein Türenschlagens, wo eigentlich niemand ist. Und manche Geisterseelen machen sich tatsächlich auch über Gerüche und Gestank bemerkbar.
Seltener tauchen Geistererscheinungen auf, die an eine Person gebunden sind. In den 60er Jahren geisterte in Deutschland solch ein Fall durch die Presse und wurde als Poltergeist von Rosenheim bekannt. In einer Anwaltskanzlei in München geschahen seltsame Dinge. Telefone klingelten wahllos, elektrische Geräte spielten verrückt, Sicherungen sprangen immer wieder heraus und Glühbirnen explodierten. Eine Erklärung konnte erst gefunden werden, als man diese Vorfälle mit einer Angestellten des Büros in Verbindung bringen konnte. Letztlich war hier keine tote Seele am Werke, aber es wurde herausgefunden, dass es sich um einen echten Fall von Psychokinese handelte. Die Frau hatte mit ihre geisterhaften, mentalen Kräften die Zwischenfälle verursacht. Mit ihrem Verschwinden verschwand auch der Poltergeist.