Horror Teufelsaustreibung

Der Vorgang der Teufelsaustreibung wird heute eher mit einem Horrorfilm in Verbindung gebracht als mit einer weltweit immer noch ausgeführten Praktik. Vor dem geistigen Auge steigen die Bilder eines Besessenen auf, der sich spuckend und fluchend unter dem Anblick des Kreuzes in der Hand des Priesters windet. Die Teufelsaustreibung wird auch Exorzismus genannt. Damit bezeichnet man das „Hinausbeschwören“ eines Dämons oder eines anderen dunklen Geistwesens. Grundsätzlich geht es darum, negative Energie zu bannen und zu vertreiben.

Fast jeder kennt den Film „Der Exorzist“, ein Klassiker der Filmgeschichte, dessen Drehbuch kein reines Phantasieprodukt ist, denn die Teufelsaustreibung gehört fest zur kulturellen und religiösen Geschichte der Menschheit – auch heute noch. Vor allem in Afrika ist die Teufelsaustreibung ein fast alltägliches Ritual, übrigens häufig mit großem Erfolg. Nicht ganz so erfolgreich geht es bei der katholischen Kirche zu, denn die Aufsehen erregendsten Fälle endeten für die betroffenen Besessenen nicht besonders gut.

Die Teufelsaustreibung ist ein dunkles Kapitel in nahezu allen Religionen der Weltgeschichte. Es gab und gibt sie überall. Oft werden Krankheiten als Zustand der Besetzung gedeutet, und auch unbequemes Verhalten kann als Vorwand genutzt werden. In Indien reicht es bereits, wenn eine Frau sich nicht in das vorgesehene Rollenklischee fügt. Das abweichende Verhalten wird dann als Besessenheit gedeutet und rechtfertigt unter bestimmten Voraussetzungen einen Exorzismus. Unzählige Exorzismen wurden so im Laufe der Geschichte verübt.

Aber wie geht so eine Teufelsaustreibung überhaupt vor sich?

Will man einen Teufel austreiben, muss zuerst einmal einer da sein. Die dunkle Macht, die von einem Menschen Besitz ergreift, hat in den verschiedenen Religionen und Kulturen entsprechend viele Gesichter und Ausdrucksweisen. Entsprechend wird dann der Teufel, ein Dämon, ein böser Geist, ein Fluch oder eine Hexe bekämpft und vertrieben. Auch die Vorstellungen über die Art der Besetzung sind äußerst unterschiedlich und hängen stark davon ab, wieviel Freiheit einem Menschen in seinem Kulturkreis gewährt wird. In sehr starren, dogmatischen Religionsgemeinschaften ist jemand, der sich nicht „normgerecht“ verhält, eher der Gefahr ausgeliefert, als besessen angesehen zu werden.

Grundsätzlich wird Besessenheit aber eher mit anderen Symptomen in Zusammenhang gebracht. Dazu gehören ein wahnhaftes Verhalten, Halluzinationen, das Sprechen mit einer anderen Stimme, Schimpfen und viele Arten der Selbstverletzung. Auch das unerklärliche Auftreten von blutenden Wunden („Malen“) ist beobachtet worden.

Interessant ist, dass einige dieser Symptome auch bei psychischen Erkrankungen auftreten, so dass möglicherweise viele Menschen, an denen ein Exorzismus ausgeübt wurde, ganz einfach das Opfer einer unbehandelten Erkrankung geworden sind.

Wer ist eigentlich dazu berechtigt, den Teufel auszutreiben?

Die Teufelsaustreibung wird von Priestern ausgeübt, die dafür ausgebildet wurden. In anderen Kulturkreisen sind die Ausführenden dann entsprechen die Weisen, Heiler, Schamanen oder wie auch immer die Menschen genannt werden, die in Kontakt mit den höheren Mächten stehen. Die katholische Kirche bietet sogar spezielle Lehrgänge zur Ausbildung von Priestern an, die Teufelsaustreibungen vornehmen wollen. In Deutschland gehört zum Exorzismus durch die Kirche eine Voruntersuchung durch einen Arzt oder psychiatrischen Gutachter, um eine psychische Erkrankung von vornherein auszuschließen. Sollte sich danach in den Augen der Kirchenleute der Verdacht der Besessenheit erhärten, wird die Austreibung des Bösen in verschiedenen Schritten und unter Anwendung eines vorgeschriebenen komplizierten Rituals durchgeführt.

In anderen Kulturkreisen werden unterschiedliche Methoden genutzt. Der Dialog mit dem „Besetzer“ gehört ebenso fest dazu wie das Gebet oder das Erreichen eines tranceartigen Zustandes, der den Zugang zu den höheren (und tieferen) Ebenen ermöglicht. Je nach Schweregrad der Besetzung wird der Exorzismus dann auch mehr als einmal ausgeführt.

Der bekannteste Fall von Exorzismus ist der von Anneliese Michel, einer jungen Studentin, die zu Tode kam, nachdem an ihr der Exorzismus ausgeübt wurde. Sie wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf und litt an epileptischen Anfällen. Die dogmatische religiöse Erziehung hinterließ auch Spuren in ihrer Persönlichkeit. So lebte sie streng katholisch und bestrafte sich selbst durch Sühnehandlungen. Verschiedene Erkrankungen während denen sie sich selbst schwere Verletzungen zufügte, schwächten die junge Frau. Ärztliche Hilfe wurde ihr verweigert, aber ihre Eltern ließen wiederholt den Exorzismus an ihr ausüben. Zwei Monate nach der Teufelsaustreibung starb sie.

Wie eng die Teufelsaustreibung mit dem Thema psychische Erkrankungen zusammenhängt, zeigt auch der Fall der rumänischen Nonne Irina Maricia Cornici. Die junge Frau litt an Schizophrenie und trat in ein Kloster ein. Das dies ein fataler Fehler sein würde, konnte sie nicht ahnen. Denn dort führte man ihre Erkrankung auf die Besessenheit durch einen teuflischen Dämon zurück und ergriff sofort Maßnahmen, um die arme Seele zu retten. Gefesselt an ein Kreuz, geschlagen und geknebelt, verhungerte und verdurstete die Frau letztendlich. In diesem Fall wurden die selbsternannten Teufelsaustreiber einer gerechten Strafe zugeführt.